Was ist ein Dispositionskredit? Definition und Beispiel zum Dispokredit
In einfachen Worten erklärt, ist der Dispositionskredit nichts anderes als die Möglichkeit, das Girokonto zu überziehen. Gewährt eine Bank ihrem Kunden einen Dispositionskredit, der auch unter dem Kurzwort Dispo bekannt ist, so gestattet sie die Kontoüberziehung bis zu einem bestimmten Betrag. Das macht den Dispo zu einer sehr flexiblen und vollkommen unbürokratischen, kurzfristigen Geldquelle, denn es muss nichts mehr getan werden, als so viel Geld vom Girokonto zu nehmen, wie gebraucht wird. Allerdings hat diese Flexibilität und Einfachheit auch einen hohen Preis, denn es werden hohe Dispozinsen fällig.
Beispiel zum Dispositionskredit
Die Büroangestellte Berta war für längere Zeit im Urlaub und hat es versäumt, eine Rechnung rechtzeitig zu begleichen. Im Briefkasten findet sie nach ihrem Urlaub bereits die zweite Mahnung, deren Zahlungsfrist bald abläuft. Um keine rechtlichen Probleme zu bekommen, beschließt sie, die Rechnung sofort zu bezahlen und dabei ihren Dispokredit zu nutzen, denn es ist kurz vor Monatsende und auf ihrem Girokonto ist nicht mehr genug Geld drauf.
Ihr Gehalt kommt erst in der ersten Woche des neuen Monats. Auf ihrem Girokonto hat Berta noch 400 Euro, doch sie ist ihrem Gläubiger 900 Euro schuldig. Für die restlichen 500 Euro überzieht sie ihr Konto, wofür Zinsen anfallen.
Sechs Tage später trifft das Gehalt auf Ihrem Konto ein und der Dispo ist somit zurückgezahlt. Die fälligen Zinsen werden am Quartalsende abgebucht. Sollte Berta ihren Dispokredit bis dahin noch einmal in Anspruch nehmen, kommen die neuen Zinsen bei der Quartalsabrechnung noch dazu.
Beantragung eines Dispositionskredits
Im Prinzip verfügt jedes Girokonto über einen Dispokredit. Dieser wird aber, das ist von Bank zu Bank unterschiedlich, nicht ab dem ersten Tag gewährt. Bei den einen gehört er sofort zum Angebot, andere Banken verlangen dafür eine einmalige Beantragung, die aber weit weniger formell ist als die Beantragung eines Ratenkredits.
Oft reicht es, im Onlinebanking die gewünschte Kredithöhe einzutragen oder den Bankberater persönlich darauf anzusprechen. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Dispo in der gewünschten Höhe bewilligt wird, denn diese ist abhängig vom Einkommen – je höher es ist, umso höher kann auch der Kreditrahmen festgelegt werden. Außerdem stehen die Chancen für einen höheren Kreditrahmen besser, wenn der Kunde noch weitere Konten bei derselben Bank hat, denn diese Konten betrachten Kreditinstitute als Sicherheiten.
Bevor der Dispo bewilligt wird, findet eine Bonitätsprüfung über die SCHUFA statt. Ist der SCHUFA-Score schlecht oder verbucht das Girokonto keine Einnahmen, weil kein Einkommen vorhanden ist, kann es auch sein, dass eine Bank für dieses Konto zum jetzigen Zeitpunkt keinen Dispositionskredit gewährt.
Wie hoch sind die Dispozinsen?
Der Dispo ist eine sehr unbürokratische und schnelle Möglichkeit, Liquidität zu erlangen. Für die Bank entstehen aber, nicht zuletzt durch die unmögliche Planbarkeit dieser Kredite, Gefahren. Denn es ist für die Bank nicht ersichtlich, ob der Kontoinhaber weiterhin liquide sein wird oder ob dieser gerade seine Arbeit verloren hat und nun alle Mittel ausschöpft um sein Kapital zu verjubeln, frei dem Motto „nach mir die Sintflut“.
Daher fallen die Zinsen oft sehr hoch aus, was den Dispokredit zu einem sehr teuren Kredit macht. Wie hoch die Zinsen genau sind, ist von Bank zu Bank unterschiedlich, grob gesagt liegen sie zwischen vier und 14 Prozent, im Schnitt betragen sie etwa zehn Prozent.
Direktbanken haben meist einen deutlich niedrigeren Dispozins als Sparkassen, Raiffeisenbanken oder Volksbanken. Jede Bank ist dazu verpflichtet, die Höhe ihrer Dispozinsen auf ihrer Webseite zu kommunizieren. Wer nun aber seine Bank nach der Höhe der Dispozinsen wählen möchte, sollte beachten, dass manche Banken die niedrigen Dispozinsen durch vergleichsweise sehr hohe Kontoführungsgebühren ausgleichen.
Gewöhnt sich ein Kunde daran, regelmäßig sein Konto zu überziehen, reduziert er dadurch im Gesamtbild seine Einnahmen enorm, da die entstehenden hohen Zinsen monatlich oder jedes Quartal von den Zahlungseingängen abgehen. Welche genaue Summe an Zinsen fällig wird, lässt sich durch eine einfache Formel berechnen: (Kreditbetrag * Zinssatz * Tage) / (365 * 100).
Kann man den Dispokredit überziehen?
Der Dispokredit erlaubt zwar die Kontoüberziehung, aber nur bis zu einem bestimmten, von der Bank und dem Kunden festgelegten Betrag. Doch was ist, wenn dieser nicht ausreicht? Ist es dann möglich,das Konto noch weiter, über den Dispo hinaus, zu überziehen? Eine eindeutige Antwort gibt es auf diese Frage nicht, denn das lösen Banken individuell.
Einige gängige Maßnahmen bei Überziehung des Dispositionskredits sind das Sperren des Kontos, die Rückbuchung durch die Bank oder die Berechnung von meist sehr teuren Überziehungszinsen von bis zu 20 Prozent. Geschieht dies öfter, ist es einen Versuch wert, mit der Bank um einen höheren Dispokredit zu verhandeln.
Wie lange der Dispokredit überzogen werden kann, ist nicht festgelegt, allerdings ist es dringend ratsam, die Überziehung so schnell wie möglich auszugleichen. Im schlimmsten Fall kann die Bank, wenn sie das Geld einfordert, allerdings nicht erhält, das Konto kündigen. Hinzu kommt dann auch noch ein negativer SCHUFA-Eintrag.
Anwendung des Dispo
Der Dispositionskredit ist ein probates Mittel für eine kurzfristige Überbrückung finanzieller Engpässe. Für die regelmäßige Nutzung ist er jedoch nicht geeignet, da die Zinslast auf Dauer viel zu hoch ausfällt. Er ist sehr praktisch, wenn dringend eine Rechnung beglichen werden muss, beispielsweise wenn plötzlich ein wichtiges Gerät wie der Kühlschrank, die Waschmaschine oder die Spülmaschine defekt ist und ausgetauscht werden muss, allerdings erst mit dem nächsten Gehalt wieder genug Geld auf dem Bankkonto sein wird.