Spätestens seit der kompletten Umsetzung der europäischen PSD2-Richtlinie in nationales, deutsches Recht am 14. September 2019 ist in der Finanzwelt Open Banking in aller Munde. Doch was steckt eigentlich hinter dem innovativen Open-Banking-Konzept? Eine ausführliche Antwort liefern wir in diesem Beitrag!
Definition für Open Banking respektive API Banking
Beginnen wir am besten erst einmal mit einer Definition für Open Banking, welches auch als API Banking bezeichnet wird: Hinter diesem Begriff – oder vielmehr „Buzzword“ – steckt die Öffnung von Bank- und Zahlungskonten gegenüber lizenzierten Drittanbietern, die im Fachjargon auch TPPs (Third Party Providers) genannt werden.
Die PSD2 Richtlinie verpflichtet seit dem 14. September 2019 alle deutschen Banken dazu, Schnittstellen (Banking APIs) für Kontoinformationsdienste (KID) und Zahlungsauslösedienste (ZAD) zur Verfügung zu stellen. Banken, die sich dem verweigern, haben mit hohen Sanktionen und Bußgeldern zu rechnen. Mehr Informationen zur Payment Services Directive II (PSD II) erhalten Sie hier!
Was bewirkt eine Schnittstelle?
Eine Schnittstelle ermöglicht es zwei voneinander getrennten Anwendungen, miteinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Per Banking API können Kontoinformationsdienste im Auftrag des Kunden Kontoinformationen analysieren und auswerten. Diese Möglichkeit wird zum Beispiel beim digitalen Kontoblick genutzt, der zu den Grundvoraussetzungen für den volldigitalen Kredit mit Sofortauszahlung gehört.
Auch Zahlungsauslösedienste können heute – nach Autorisierung – mit dem Online-Bankkonto des Autorisierenden per Schnittstelle kommunizieren, um Daten zu analysieren oder Transaktionen auszulösen. Dank der PSD2 Richtlinie kann demzufolge ein immer größeres und effizienteres Ökosystem aus Banken und vertrauenswürdigen Third Party Providers entstehen.
Konkrete Beispiele für Open-Banking-Anwendungsfälle
Gehen wir nun konkreter auf überaus interessante Anwendungsfälle des innovativen Open-Banking-Konzepts ein. Die drei folgenden Use Cases betreffen die Bereiche „Kreditvergabe“, „persönliche Finanzen“ und „Online-Zahlungsverkehr“:
Volldigitaler Kreditabschluss
Wie oben schon kurz angedeutet, werden durch API Banking der volldigitale Kreditabschluss und somit auch der Online-Sofortkredit mit Sofortentscheidung möglich gemacht. Wer vor der Entstehung von Banking-Schnittstellen einen Kredit aufnehmen wollte, musste diverse Dokumente wie Gehaltsabrechnungen, Kontoauszüge oder Bezügemitteilungen umständlich zusammenklauben und dem kreditgebenden Bankinstitut als Hartkopien vorlegen. Viel Papierkram, hoher Aufwand und lange Warterei hafteten (und haften noch immer) dem Kreditantragsprocedere von gestern an.
Dank dem Open-Banking-Konzept kann heute die Bonitätsprüfung in Echtzeit erfolgen – papierlos, schnell und überaus effizient. Denn über die Schnittstelle können nun Kontoinformationsdienste oder Banken nach Autorisierung direkt auf die wichtigsten Kontoinformationen des Antragstellers (in der Regel der letzten 90 Tage) zugreifen, diese analysieren und auswerten und anschließend eine überaus akkurate Kreditentscheidung in Echtzeit treffen.
Bessere Übersicht über die persönlichen Finanzen
Schon längst ist es der Regelfall, dass Verbraucherinnen und Verbraucher über mehrere Bank- und Zahlungskonten verfügen. Doch vor Umsetzung der PSD2 Richtlinie mussten sie sich in der Regel in jedes Konto einzeln einloggen, um sich Kontodaten anzusehen oder Online-Zahlungen vorzunehmen, da zahlreiche Bankensysteme durch relativ hohe Inkompatibilität (negativ) auffielen.
API Banking sorgt nun dafür, dass mehrere Bank- und Zahlungskonten bspw. über eine spezielle Finanz-Applikation zusammengeführt werden können. So kann sich der Verbraucher heute unter Verwendung einer professionellen Finanz-App einen übersichtlichen Komplett-Überblick über seine persönlichen Finanzen verschaffen.
Online-Zahlungsverkehr
Auch der Online-Zahlungsverkehr wird durch das Open Banking nachhaltig optimiert. Denn dadurch, dass nun immer mehr Zahlungsauslösedienste auf den Plan treten können, können Transaktionen nun viel einfacher, effizienter und auch kostengünstiger durchgeführt werden. Ganz zur Freude der Online-Shop-Betreiber wie auch Kunden. Die PSD2 Richtlinie verbietet übrigens Surcharging. Die entsprechende deutsche Regelung für dieses Verbot findet sich in § 270a BGB.
Fazit zum Open Banking respektive API Banking
Die europäische PSD2 Richtlinie hat für eine aus unserer Sicht längst überfällige Öffnung in der Welt des Banking gesorgt. Traditionell hielten vor allem alteingesessene Banken – wohl nicht nur aus Sicherheitsgründen – die Kontoinformationen ihrer Kunden unter Verschluss und verwehrten Drittanbietern den Zugang zu den entsprechenden Daten. Heute ist dies bei Vorliegen einer Autorisierung des Kontoinhabers nicht mehr möglich, wodurch endlich neue und innovative Banking-Angebote entstehen können.
In Anbetracht der oben genannten Anwendungsbeispiele können vor allem Verbraucherinnen und Verbraucher vom Open-Banking-Konzept profitieren, da nun neue, innovative Angebote und Produkte in den zunehmend digitalen Lifestyle integriert werden können.
Es verwundert kaum, dass die Investitionen in FinTech-Unternehmen weltweit in den letzten Jahren stark gestiegen und weiterhin im Steigen begriffen sind. Es entsteht gerade eine neue Wertschöpfungskette in der Finanzbranche. Und nur wer mitmacht und auf ebenso kundenorientierte wie datenbasierte Open-Banking-Angebote setzt, hat gute Chancen, vom innovativen API-Banking-Konzept langfristig zu profitieren.
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